Dieser neu geschaffene Anlass wurde von der unter der Leitung von Esther Roth stehenden Abteilung kulturelles.bl (Bildungs-, Kultur und Sportdirektion) entwickelt. Beschrieben wird er im Flyer wie folgt: „Lebendige Traditionen vermitteln ein Gefühl von Zugehörigkeit und Vertrautheit, geben Halt und Orientierung. Sie erzählen Geschichten von Gemeinschaften, vermitteln zwischen Generationen und Kulturen und sind ein Stück Heimat. Vereine und Verbände tragen wesentlich dazu bei, diese Traditionen zu vermitteln, aber auch zu erneuern. Gleichzeitig sind sie mit grossen Herausforderungen konfrontiert.
Der Tag der lebendigen Traditionen findet vor dem Hintergrund des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2022 in Pratteln im Baselbiet in den nächsten fünf Jahren jeweils am Buss- und Bettag statt. Er bietet dem Publikum die Möglichkeit, Volksmusik, Trachtengruppen, Chöre, Musikvereine, Jodeln, Fahnenschwingen, Alphornblasen, Fasnachts-, Frühjahrs- und Feuerbräuche, aber auch traditionelle Sportarten aus dem ganzen Baselbiet kennenzulernen. Gleichzeitig werden Workshops und Netzwerkanlässe für engagierte und interessierte Menschen im Bereich der lebendigen Traditionen durchgeführt. Im Rahmenprogramm finden sich diverse Angebote wie etwa ein Kinderkarussell und ein Probeschwingen für alle sowie feine Verpflegung aus der Region. Ein Tag für Gross und Klein. “
Schwerpunkt im Rahmenprogramm dieses ersten Tages der lebendigen Traditionen waren Volksmusik und Volkstanzen. Die Erarbeitung des tänzerischen Programms erfolgte durch Sarah Berger, unsere kantonale Tanzleiterin. Begonnen hat der Anlass um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst unter der Leitung von Daniel Baumgartner und Elisabeth Lindner, beide tätig in Pratteln-Augst. Die OLK ersetzte die Orgel. Sie spielte nicht nur Ländlermusik, sondern begleitete auch Kirchenlieder und ein Gospellied. Nach der Eröffnung wurden 3 Meiteli getauft – welch ein Rahmen für die Taufen. In der Predigt wurde Bezug auf das Tanzen genommen. Als Untermalung zeigte eine Gruppe von 6 Tanzpaaren um einen “Septemberbaum“ den Tanz “Mir wei luege“. Dieser für das Baselbiet typische Ausspruch wurde in der Predigt auch aufgegriffen und letztlich in Bewegung gedeutet, und damit auch eine Brücke zu den lebendigen Traditionen geschlagen.
Sodann übernahm Philipp Schoch als Moderator das Zepter. Während Esther Mollenkopf einen ersten Block Tanzen für alle zur Musik der OLK durchführte - wie die Bilder zeigen mit vielen Teilnehmenden – begaben sich Vertreter und Vertreterinnen der einzelnen Traditionen in die Workshops. Seitens der Trachtenvereinigung machten Andreas Wirth, Sarah Berger, Astrid Heinzer und Eveline Meier mit. Sarah fasste das Ergebnis wie folgt zusammen: „Beim Strukturprozess fand ein angeregter Austausch zu den verschiedenen Fragestellungen statt. Das Bedürfnis, sich auszutauschen ist durchaus vorhanden. Das ganze ist aber ziemlich komplex und der Ausgang offen. Es gibt kein vorgegebenes Ziel, welches angestrebt wird. Der Weg ist ein wichtiger Teil vom Ziel. Mir wei luege… “. Beeindruckt und positiv gestimmt war auch Eveline. Um 12.45 Uhr folgte ein zweiter Block Tanzen für alle, diesmal unter der Leitung von Käthi Ellenberger. Und dann war offiziell Mittagspause.
Der Nachmittag startete mit Klängen der Schwyzerörgeli-Grossformation Tschoppenhof. Die Sonne strahlte in vollen Zügen und wärmte die Arena immer stärker auf. Und plötzlich lagen Regenschrime auf, die umgehend zu Sonnenschirmen umfunktioniert wurden. Und schon war es Zeit für die Tanzenden der TG Sissach, die mit der “Hut-Polka“ einen traditionellen alten Tanz ihrer Gruppe vorführte. Begleitet wurde sie von der Kapelle SULP (SwissUrbenLändlerPassion). Wie könnte es auch sein bei einem solchen Anlass, dass nicht der Wunsch nach Vorstellung unserer Trachten vorgebracht wird. Margrit Kessler übernahm spontan diese Aufgabe. Trotz Hitze wagten sich sodann wiederum Zahlreiche in den dritten Tanzblock für alle, geleitet von Astrid Heinzer und musikalisch unterstützt von SULP und Tschoppenhof. So gegen 15.30 Uhr waren die Kinder der Trachtengruppe Am Birsfall Laufen an der Reihe, vorgeführt haben sie den “Häxetanz“. Bei der Geschenkübergabe ergab sich auch die Möglichkeit, die zuvor zeitbedingt nicht vorgeführten Laufentaler-Trachten zu bewundern. Das Tanzen für alle ging weiter mit einem vierten Block, instruiert von Andreas Wirth. Dies bot ihm auch die Möglichkeit, eingangs auf das Projekt Tanzillus hinzuweisen, das im Grundsatz einfache Tänze für alle beinhaltet, um so das Volkstanzen wieder näher zum Volk zu bringen. Erstaunlich wie viele der Hitze trotzten. Eine letzte Tanzvorführung zeigte der Volkstanzkreis Reinach. Volkstänze gibt es in nahezu jedem Land, und so wählte die Gruppe einen italienischen Tanz namens “Ballo in dodici“. Manche tanzten auch in ziviler Kleidung.
Es wurde langsam Zeit für das “Schlussfeuer“, eingeleitet durch eine Ansprache von Regierungsrat Thomas Weber (in Tracht und anwesend seit Beginn). Es folgte auch ein kurzes Résumé über die Workshops. Und dann ein letztes Mal Tanzen für alle. Diesmal mit Sarah Berger und wiederum den beiden Kapellen SULP und Tschoppenhof. Dank und Blumen an alle Tanzleiterinnen und Tanzleiter. Und als letztes “Feuerwerk“ trat Nicole Bernegger auf, stimmte unterstützt von ihren Musikern und SULP das Baselbieterland an und steuerte noch 2 eigene Soullieder bei.
Es war ein gelungener und erlebnisreicher Tag. Dem abschliessenden Wunsch von Moderator Philipp Schoch für den Tag der lebendigen Traditionen 2020, am Sonntag 20. September, nach einem gleich sonnigen Tag, aber mit rund 5 Grad tieferen Temperaturen, können sich sicherlich alle anschliessen.
REW
Fotos: Andrea und Ruedy Weber, Susanne Gasser, Regula Siegrist, Chris Ellenberger
Siehe auch Bericht der OLK auf ihrer Webseite